Das Epos der Tauchrekorde

<p>Es geht um die Taucheruhr genauso wie um das Tauchen selbst: Die Eroberung der Rekorde wurde in Etappen erreicht. Dies ist die Geschichte eines außergewöhnlichen Abenteuers in der Tiefsee, wo sich nicht einmal das Licht hin wagt.</p>
<p>Nichts ist banaler, als über die Wasserdichtigkeit einer Uhr zu sprechen. Allerdings wissen nur sehr wenige Menschen, wie man sie genau definiert. Die Wasserdichtigkeit misst nicht die Undurchlässigkeit der Uhr für eine Flüssigkeit, sondern ihre Fähigkeit, dem Druck zu widerstehen, den diese auf sie ausübt. Das ist der Grund, warum die Widerstandsfähigkeit einer wasserdichten Uhr mit den Maßeinheiten des Drucks angegeben wird: das Bar. Auch der Begriff „Atmosphäre“ wird verwendet. Sie sind äquivalent: 1 bar = 1 Atmosphäre = 1 kg/Kraft/cm².</p>
<p>Was Standards anbetrifft, so befassen sich die Normen NIHS 92-10 (ISO 2281) für die gängige Wasserdichtigkeit oder genauer NIHS 92-11 (ISO 6425) für die Wasserdichtigkeit von Taucheruhren mit mehreren Merkmalen, die über die strenge Wasserdichtigkeit hinausgehen können: Leuchtkraft, Stoßbeständigkeit (Norm ISO 1413), Beständigkeit gegen Magnetfelder (ISO 764) und die Festigkeit des Armbandes.</p>
<p>Theoretisch ist eine „Taucheruhr“ also eine Uhr, die diese Standards erfüllt. In der Praxis warteten die Uhrmacher allerdings nicht erst auf die Einführung einer ISO-Norm, um ihre Zeitmesser zu testen. Wann haben sie also damit angefangen? Zu einer Zeit, als es das Prinzip der Rekorde noch gar nicht gab!</p>
<p>Zunächst kam die erste wasserdichte Uhr, die Oyster von 1926, signiert von Rolex. Panerai folgte. Die Firma stattete ihre italienischen Taucher der 40er Jahre mit Kreationen aus, die allerdings mit...Rolex-Uhrwerken bestückt waren. Panerai legte damals einige der Grundlagen dessen, was die Taucheruhr werden sollte: ein großes Gehäuse (eine Art Stahlkissen mit einem Durchmesser von 47 mm für die erste Radiomir), Leuchtziffern und -indizes, ein hochwertiges mechanisches Uhrwerk mit Handaufzug (damals wurde ein Cortebert/Rolex-Kaliber 618 aus einer Taschenuhr verwendet) und ein wasserdichtes Armband (aus gefärbtem Leder und lang genug, um bei den ersten Panerai-Modellen über dem Taucheranzug getragen zu werden).</p>
<h3>Die Pioniere</h3>
<p>Von da an sollte die Taucheruhr in den 1950er Jahren einen deutlichen Aufschwung erleben. 1953 präsentierte Blancpain die Fifty Fathoms, die erste moderne Taucheruhr, die auf Anfrage der Kampfschwimmer der französischen Armee hergestellt wurde. Aquastar, heute fast unbekannt, entwickelte eine bis 500 Meter wasserdichte Uhr, die Benthos 500. Auch bei Doxa gab es einige große Premieren: Das auf der Baselworld vorgestellte und 1967 auf den Markt gebrachte DOXA SUB-Konzept war die erste 100%ige professionelle Taucheruhr, die für ein breites Publikum erschwinglich war.</p>
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<p>Die Begeisterung für das Tauchen nahm dann mit einem ihrer Helden ihren Lauf: Jacques-Yves Cousteau. Seine legendäre Disziplin und Ausrüstung wurden populär. Von da an brachten mehrere Marken Modelle heraus, die bis zu 300 Meter (und darüber hinaus) wasserdicht waren. Die 6215 von Seiko, in der „Professional 300“ Kollektion, sowie die Scafograf 300 von Eberhard, gefolgt von der Vulcain Nautical, im Jahr 1970. Diese Tauchtiefe wurde zu einem Standard für die Allgemeinheit. Trotzdem ging das Streben nach Tiefenrekorden weiter, wobei Rolex, Omega (Ploprof) oder Seiko (Prospex) führend sein werden.</p>
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<h3>Hauptakteur Rolex</h3>
<p>Rolex hat in der Tat eine Reihe von Rekorden aufgestellt. Im Pazifik tauchte 1960 das Bathyscaphe Trieste im Marianengraben, der tiefsten Stelle der Ozeane, bis auf 10.916 Meter ab. Außen angebracht, hielt eine experimentelle Rolex, die Deep Sea Special, dem kolossalen Druck von mehr als einer Tonne pro Quadratzentimeter ohne Schaden stand. Beim Auftauchen der Bathyscaphe zeigt die Uhr immer noch die korrekte Zeit an, ein Beweis dafür, dass sie während des gesamten Tauchgangs funktioniert hat. Omega tat es 2019 gleich und übertraf diese Tiefe: Am Steuer seines Tauchboots „Limiting Factor“, erreichte der Forscher Victor Vescovo im selben Abgrund des Marianengrabens 10.925 Meter. An seiner Seite hielt die Omega Seamaster Planet Ocean Ultra Deep Professional dem enormen Druck der Meerestiefen mit Bravour stand.</p>
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<p>Aber die Marke mit der Krone gab sich damit nicht zufrieden, ganz im Gegenteil. Im Jahr 1978 präsentierte sie eine neue Sea-Dweller, die Sea-Dweller 4000, wasserdicht bis 1220 Meter (4000 Fuß). Die 2008 vorgestellte Oyster Perpetual Rolex Deepsea, wasserdicht bis 3900 Meter, übernimmt die Führung. Sie nutzt die Ringlock-Gehäusearchitektur: Ein hochwiderstandsfähiger Kompressionsring, der im Herzen des Gehäuses platziert ist, widersteht dem kolossalen Druck, der in großer Tiefe auf das Glas - 5,5 mm dick - und den Gehäuseboden aus Titanlegierung ausgeübt wird. Im Jahr 2012 schließlich nahm Rolex an James Camerons Deepsea Challenge-Expedition teil. Am 26. März tauchte er im Marianengraben, dem tiefsten Teil der Ozeane im Pazifik, im Alleingang mit einem Tauchboot auf eine Tiefe von 10.908 Metern ab.</p>
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<h3><span style="font-size: 16px;">Und morgen?</span></h3>
<p>Der Mensch - und seine Uhr - haben nun die größten Tiefen der Erde erreicht. Die Herausforderung liegt daher nicht mehr darin, Rekorde aufzustellen. Die Uhrenindustrie hat darüber hinaus eine Schwelle festgelegt, die den meisten Marken und Sammlern zu passen scheint: 300 Meter. Sie kennzeichnet die Blockbuster wie Omega Seamaster 300, Eberhard Scafograf 300, Doxa Sub 300, usw.</p>
<p><img class="alignleft wp-image-1163297" src="https://watchbox-blog.imgix.net/wp-content/uploads/2021/06/06-15-2021-Blog-Dive-Future-Doxa-Omega.jpg?max-w=1024&q=50&auto=format,compress&usm=10&usmrad=3" alt="" width="800" height="533" srcset="https://watchbox-blog.imgix.net/wp-content/uploads/2021/06/06-15-2021-Blog-Dive-Future-Doxa-Omega.jpg?max-w=1024&q=50&auto=format,compress&usm=10&usmrad=3 1200w, https://watchbox-blog.imgix.net/wp-content/uploads/2021/06/06-15-2021-Blog-Dive-Future-Doxa-Omega-135x90.jpg?max-w=1024&q=50&auto=format,compress&usm=10&usmrad=3 135w, https://watchbox-blog.imgix.net/wp-content/uploads/2021/06/06-15-2021-Blog-Dive-Future-Doxa-Omega-768x512.jpg?max-w=1024&q=50&auto=format,compress&usm=10&usmrad=3 768w" sizes="(max-width: 800px) 100vw, 800px" /></p>
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<p>Zukünftige Rekorde werden wahrscheinlich eher im technischen Bereich liegen. Nicht, wie tief, sondern wie effizient, ist die Frage. In diesem Spiel hat die junge Marke Mauron Musy einen Vorsprung: Sie hat es geschafft, den O-Ring abzuschaffen. Ihre nO-Ring-Technologie kombiniert drei Prinzipien: die Gleitringdichtung, den Montageflansch und die Satelliten-Druckfeder. Diese Kaskadenlösung stellt einen echten Paradigmenwechsel dar und hebt die Versiegelung auf das Niveau einer „Komplikation der Verkleidung“.</p>
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Blancpain Omega Rolex

Written By

Olivier Müller

Olivier Müller ist ein erfahrener Fachjournalist und Berater für Luxusgüter. Er teilt seine Zeit zwischen Genf und Paris auf und berichtet vor allem über Uhrenthemen für rund ein Dutzend Magazine und spezialisierte Websites in Europa. Außerdem ist er regelmäßiger Redner bei verschiedenen Veranstaltungen. Im Jahr 2008 gründete Olivier Müller Delos Communications, um die schriftstellerischen Aspekte seines Unternehmens zu verwalten, das sich über eine Vielzahl an Länder erstreckt. Delos Communications bietet zudem Beratungsdienste für Kommunikation im Luxusbereich an und unterstützt Marken bei der Definition und Umsetzung ihrer Strategie in Bezug auf Positionierung, Botschaften und Zielgruppe.

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